Pronation und Supination: Wie die Fußstellung Rücken und Haltung beeinflusst

Veröffentlicht am 28. Februar 2024 von Dipl.-Ing. (FH), MBA Marco Winter

Zuletzt aktualisiert am 28. April 2024, Lesezeit: 6 Min.

Vielleicht denkst du selten über die komplexe Mechanik nach, die hinter jedem deiner Schritte steckt, oder darüber, wie die Ausrichtung deiner Füße nicht nur deinen Laufstil, sondern auch deine gesamte Körperhaltung beeinflussen kann. In diesem Zusammenhang sind besonders die Pronation und Supination wichtig,  Begriffe die auf den ersten Blick technisch und unvertraut erscheinen, doch bergen sie das Geheimnis einer gesunden Bewegung und Rückenbeschaffenheit. In einer Zeit, in der Rückenschmerzen und Haltungsprobleme immer häufiger auftreten, bietet das Wissen um diese Schlüsselkonzepte wertvolle Einblicke.

Pronation und Supination sind wichtig für Läufer

Gliederung

  1. Pronation und Supination: Was ist das?

  2. Die Bedeutung der Fußstellung für die Gesundheit

  3. Prävention und Korrektur der Fußstellung

Pronation und Supination: Was ist das?

Beim Gehen oder Laufen übernehmen unsere Füße eine entscheidende Rolle, die weit über die einfache Fortbewegung hinausgeht. Sie dienen als Fundament des Körpers, tragen unser Gewicht und sind an komplexen Bewegungsabläufen und Anpassungen beteiligt, die unsere Körperhaltung und Gesundheit maßgeblich beeinflussen. Im Zentrum dieser Dynamik stehen die Pronation und Supination, zwei grundlegende Bewegungen des Geh- und Laufprozesses [1].

Diese Bewegungsabläufe finden um die Längsachse des Fußes statt und sind entscheidend für unsere Fortbewegung. Sie ermöglichen es, die beim Aufsetzen des Fußes entstehenden Kräfte effektiv zu absorbieren und zu verteilen. Pronation kann man auch als "Einwärtsdrehen" des Fußes verstehen, während die Supination ein "Auswärtsdrehen" darstellt. Diese natürlichen Mechanismen fungieren als Gegenspieler, die zusammenarbeiten, um die Belastung des Körpers beim Gehen und Laufen zu optimieren. Auch stellen sie eine wesentliche Dämpfungsfunktion dar, die insbesondere beim Laufen von Bedeutung ist [2].

Anatomie Pronation Innenseite und Supination bei der Laufbewegung

Pronation: Das "Einwärtsdrehen" des Fußes

Pronation bezieht sich auf die natürliche Bewegung des Fußes, bei der sich der Fußrand nach innen neigt, um das Gewicht gleichmäßig zu verteilen und den Aufprall beim Gehen oder Laufen zu absorbieren. Diese Bewegung ist entscheidend für eine effiziente Abrollbewegung des Fußes und unterstützt das Fußgewölbe dabei, als natürlicher Stoßdämpfer zu agieren. Ein gewisses Maß an Pronation ist normal und notwendig, um eine gesunde Körperhaltung und Gangart zu gewährleisten. Wenn der Fuß sich beim Gehen jedoch zu weit nach innen beugt, kann das Körpergewicht nicht mehr gleichmäßig verteilt und abgefedert werden und ein Einknicken wird wahrscheinlicher. In diesem Fall spricht man von einer Überpronation [3].

Definition und Rolle der Supination

In der Abstoßphase des Gehens oder Laufens dreht sich der Fußrand etwas nach außen, um das Fußgewölbe zu stützen und stabilisieren. Diesen Prozess nennt man Supination. Die Supination ist besonders wichtig, da sie dem Körper hilft, sich effizient vorwärts zu bewegen. Ebenso wie bei einer Über-Pronation des Fußes ist auch zu viel oder zu wenig Supination bedenklich und kann zu einer Reihe von Problemen führen, einschließlich einer ungleichmäßigen Lastverteilung und potenziellen Verletzungen der Bänder, Sehnen und Gelenke [4].

Der natürliche Bewegungsablauf des Fußes

Der natürliche Ablauf des Fußes beim Gehen oder Laufen umfasst eine Kombination aus Pronation und Supination, die in einem fein abgestimmten Gleichgewicht stattfinden, um eine optimale Bewegung und Kraftverteilung zu gewährleisten. Während der Bewegung beginnt der Fuß mit einer leichten Einwärtsdrehung, um den Aufprall zu absorbieren, anschließend neigt er sich nach außen, um den Fuß zu stabilisieren und für den nächsten Schritt vorzubereiten. Diese dynamische Balance bemerken wir nicht wirklich, da sie ganz natürlich stattfindet. Sie unterstützt die effiziente Bewegung unseres Körpers und schützt dabei die Gelenke, Bänder und Sehnen des Fußes sowie des gesamten Bewegungsapparates vor Überlastung und Verletzungen [5].

In der Fachliteratur wird die Bedeutung dieser Bewegungen häufig diskutiert. Beispielsweise zeigen Studien, dass eine Dysbalance in Pronation und Supination zu Problemen wie Plantarfasziitis (Entzündung des Bindegewebes in der Ferse), Achillessehnenentzündung und sogar zu Knie- und Rückenschmerzen führen kann, indem sie den natürlichen Bewegungsablauf und die Lastverteilung des Körpers stört [6]. Diese Erkenntnisse unterstreichen die Notwendigkeit, ein angemessenes Gleichgewicht zwischen Pronation und Supination aufrechtzuerhalten, um die körperliche Gesundheit und Leistungsfähigkeit zu fördern.

Wichtig: Beim Laufen spielt das Fußgelenk eine entscheidende Rolle in der Dämpfung des Aufpralls, der mit jedem Schritt entsteht. Diese natürliche Stoßdämpfung beginnt, sobald der Fuß den Boden berührt. Zuerst kommt der hintere Teil der Sohle in Kontakt mit dem Untergrund, woraufhin der Fuß sich nach vorne abrollt, von der Ferse bis zu den Zehen. Diese Abrollbewegung ermöglicht es dem Fußgelenk, die einwirkenden Kräfte über den gesamten Fuß zu verteilen, wodurch der Aufprall auf die Gelenke, insbesondere auf Knie und Hüften, erheblich gemindert wird. So trägt das Fußgelenk wesentlich dazu bei, Verletzungen zu vermeiden und die Belastung beim Laufen effektiv zu reduzieren.

Die Bedeutung der Fußstellung für die Gesundheit

Sprunggelenk Dämpfungsbewegung

Wenn wir uns klarmachen, dass die Füße bei jeder aufrechten Bewegung unser gesamtes Gewicht tragen und abdämpfen, erscheint es evident, dass sie eine bedeutende Rolle für die Gesundheit des gesamten Bewegungsapparates spielen.

Stellen wir uns einfach einmal vor, was passiert, wenn unsere Körpermasse bei jedem Schritt ungleichmäßig auf den Füßen verteilt wird oder diese durch eine extreme Ausprägung der Einwärts- oder Auswärtsdrehung das Gewicht an einzelnen Punkten der Knöchel abfedern müssen. Um uns aufrecht und im Gleichgewicht zu halten, versucht unser Körper Ungleichheiten auszugleichen, indem er einige Muskeln mehr und andere weniger beansprucht, um Verletzungen vorzubeugen. Diese Dysbalancen können zu einer Kette von Anpassungsreaktionen im Körper führen, die von Fußschmerzen über Knieprobleme bis hin zu Rückenbeschwerden reichen können.

Die Fußstellung spielt also eine entscheidende Rolle für unsere Gesundheit. Eine korrekte Ausrichtung der Füße unterstützt eine gesunde Gangart und Bewegung und wirkt sich positiv auf die gesamte Körperhaltung und Rückengesundheit aus [7].

Auswirkungen von Überpronation und Übersupination auf die Körperhaltung

Eine ausgewogene Pronation unterstützt die natürliche Ausrichtung des Körpers und fördert eine gesunde Verteilung der Belastung durch das Körpergewicht. Eine Überpronation kann zu einer übermäßigen Eindrehung der Knie und einer daraus resultierenden Fehlausrichtung der Hüften führen, was die Körperhaltung negativ beeinflusst. Ebenso schädlich ist ein übermäßiges Nacha-Außen-Neigen der Füße, da dadurch die Schockabsorbtion des Auftritts nicht optimal unterstützt wird und so die Belastung auf die Gelenke deutlich erhöht wird [8].

Fußstellung und Rückengesundheit

Die Verbindung zwischen Fußstellung und Rückengesundheit ist ein Beispiel für die Komplexität des menschlichen Bewegungsapparates. Eine Fehlausrichtung der Füße kann zu einer Kettenreaktion führen, die bis zum Rücken reicht. Diese Fehlausrichtungen können die Belastungsverteilung auf die Wirbelsäule verändern und zu Rückenschmerzen oder sogar zu chronischen Rückenproblemen führen. Studien haben gezeigt, dass eine korrekte Fußstellung und das Tragen von geeignetem Schuhwerk nicht nur die Fußgesundheit, sondern auch die Ausrichtung und Gesundheit des Rückens positiv beeinflussen können [9].

Prävention und Korrektur der Fußstellung

Einlagen für den Schuh

Verstehen wir unsere Füße als Fundament unseres Körpers und die Konsequenzen, die eine Fehlbelastung auf diese haben kann, können wir diesen entgegenwirken und so die Gesundheit des gesamten Bewegungsapparates fördern.

Wie erkenne ich, ob ich überproniere oder übersupiniere?

Überpronation und Übersupination lassen sich durch Beobachtung der Abnutzungszeichen an deinen Schuhen, der Fußhaltung beim Stehen und der Bewegung beim Gehen erkennen. Überpronation zeigt sich häufig durch eine stärkere Abnutzung im inneren Bereich der Sohle und ein Einwärtsneigen der Knöchel. Übersupination hingegen ist durch eine verstärkte Abnutzung an der Außenseite der Sohle und ein Auswärtsneigen der Knöchel gekennzeichnet. Einfache Selbsttests oder die Beratung durch einen Fachmann können klare Hinweise geben [5].

Kann man Überpronation und Übersupination selbst korrigieren?

In vielen Fällen lässt sich eine Fehlstellung der Füße durch bewusste Anpassungen und Übungen selbst korrigieren. Wichtig ist, die eigene Körperhaltung und Gangart regelmäßig zu beobachten und gegebenenfalls anzupassen. Spezifische Übungen, die auf die Stärkung der Fuß- und Unterschenkelmuskulatur abzielen, können dabei unterstützen, die natürliche Fußstellung zu fördern und Fehlstellungen zu korrigieren [4]. Einige Übungen haben wir weiter unten zusammengefasst.

Korrekturmaßnahmen und Prävention

Analyse der Ursachen eines proniert en Laufverhaltens für effektive Laufschuh herstellung

In der modernen Gesundheitsfürsorge existieren vielfältige Methoden zur Korrektur und Prävention von Fußfehlstellungen. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, die Fußgesundheit zu fördern, Schmerzen zu lindern und die allgemeine Körperhaltung zu verbessern. Hier eine Übersicht der gängigsten Ansätze:

  • Angepasstes Schuhwerk für eine gesunde Fußstellung: Spezialisierte Schuhe, die ausreichend Halt und Stabilität bieten, können maßgeblich zur Korrektur von Überpronation oder Übersupination beitragen. Sie unterstützen das natürliche Fußgewölbe und sorgen für eine gleichmäßige Druckverteilung [10].
  • Einlagen und orthopädische Hilfsmittel: Individuell angefertigte Einlagen können gezielt die Fußstellung korrigieren, indem sie das Fußgewölbe stützen und die Belastung auf den Fuß gleichmäßig verteilen. Dies kann bei der Vorbeugung und Behandlung von Fußbeschwerden helfen [11].
  • Professionelle Bewegungsanalyse und Anpassungen im Alltag: Eine professionelle Analyse der Gangart und Fußstellung ermöglicht es, spezifische Probleme zu identifizieren und gezielte Empfehlungen für Korrekturen im Alltag und beim Sport zu geben. Dies kann einfache Anpassungen wie das Tragen von geeignetem Schuhwerk oder spezifische Übungen umfassen [6].

Gut zu wissen: Professionelle Bewegungsanalysen werden in physiotherapeutischen Praxen und bei Sportmedizinern angeboten. Üblicherweise werden hierfür fortschrittliche Technologien wie 3D-Analyse und Druckmessplatten verwendet, um detaillierte Einblicke in die Gangart und Fußstellung zu erhalten. Darüber hinaus bieten auch einige Fitnessstudios und Leistungszentren individuelle Bewegungsanalysen an, um Trainingspläne zu optimieren und Verletzungsrisiken zu minimieren. Und auch einige spezialisierte Sportgeschäfte, die sich auf Laufschuhe und das Lauftraining konzentrieren, bieten diese Analysen mittlerweile an.

Spezifische Übungen zur Stärkung der Fuß- und Beinmuskulatur

Tipps zur stärkung der muskulatur des fußes

Eine starke und flexible Fuß- und Beinmuskulatur ist essentiell für die Aufrechterhaltung einer gesunden Fußstellung und kann dazu beitragen, Fehlstellungen und damit verbundene Beschwerden zu verhindern oder zu korrigieren. Folgende Übungen kannst du selbst zu Hause durchführen [12][13]:

  1. Zehenkrallen: Diese Übung stärkt die Muskeln im Fuß und hilft, das Fußgewölbe zu stützen. Setze dich auf einen Stuhl und versuche, ein Tuch oder kleine Gegenstände mit den Zehen zu greifen und anzuheben.

  2. Fersenanhebungen: Stehe aufrecht und hebe dich auf die Zehenspitzen, bevor du langsam wieder auf die Fersen absinkst. Diese Übung stärkt die Wadenmuskulatur und unterstützt die Stabilität der Knöchel.

  3. Ballrollen: Setze dich auf einen Stuhl und rolle einen kleinen Ball (oder eine Wasserflasche) mit der Fußsohle vor und zurück. Diese Übung fördert die Flexibilität der Fußmuskulatur und lindert Spannungen.

    tipps zur verbesserung des abrollverhalten

  4. Fußdehnungen: Dehne die Fußmuskulatur und das Fußgewölbe, indem du deine Zehen mit der Hand nach oben ziehst und die Dehnung für einige Sekunden hältst. Wechsele anschließend die Richtung und drücke die Zehen nach unten.

Diese Übungen basieren auf allgemeinen Empfehlungen und Erkenntnissen aus der Physiotherapie und sollten regelmäßig durchgeführt werden, um effektiv zur Stärkung der Fuß- und Beinmuskulatur beizutragen. Es ist wichtig, bei Schmerzen oder Unsicherheiten bezüglich der Ausführung einen Fachmann zu konsultieren.

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